Über William O. McCagg,
den schwerhörigen Autor und Hauptdarsteller des Spielfilms
Die Idee eines Films über die Ohnmacht der Schwerhörigen in der "hörenden" Gesellschaft und über die Angst, durch Zeichensprache gänzlich aus ihr ausgeschlossen zu werden, stammt von dem amerikanischen Professor William McCagg. Er lehrte bis zu seinem Tod im Juni ´93 Ost- europäische Geschichte an der Columbia Universität in New York. Hörend geboren, litt er von Jugend an einem Hörknochenschaden, der schließlich zum Verlust von über 80% seines Hörvermögens führte.
Der Regisseur war als Freund jahrzehntelang Zeuge dieses Prozesses, seines Kampfes um die Zugehörigkeit zur Welt der Hörenden. Er lernte elf Sprachen zu sprechen, schrieb sehr beachtete Bücher und nahm bis zuletzt die Prüfungen seiner Studenten mit Hilfe von zwei Hörgeräten und durch Lippenlesen ab.
Kurz vor Beginn der Arbeit an dem Film überstand er eine Darmkrebsoperation und eine Chemotherapie, nahm aber trotzdem die auch für Gesunde quälend anstrengende Belastung des Low-Budget-Filmemachens auf sich.
Denn es war die Brücke zugleich, die ihn mit der Welt der Hörenden verband.
Eigentlich ist es unvorstellbar, einen Film mit einem ertaubten
Hauptdarsteller zu drehen. Die Kommunikation hinter der Kamera verläuft hauptsächlich durch Ansagen und vor der Kamera durch Stichwörter. Nur durch eine beson- dere Sensibilisierung des gesamten Teams konnte die "Brücke" für den Hauptdarsteller entstehen. Entscheidend war jedoch seine faszinierende Authentizität und sein Wille, in der “professionellen”, hörenden Welt zubestehen.
Die Arbeit an dem Film dauerte drei Jahre. Auf zwei Kontinenten und in drei Ländern wurde gedreht. Es gelang, Kieslowskis großartigen polnischen Schauspieler, Jerzy Stuhr für die Rolle des filmemachenden Freundes zu gewinnen.
William McCagg arbeitete mit an der Postproduktion bis zum ersten Print und noch weiter. Er schrieb in drei Sprachen die Untertitel, und schuf damit den ersten Kinofilm mit Untertiteln für Gehörlose.
Die Premiere des Films fand im September ´92 in Hamburg vor einem mit hochgestreckten Armen applaudierendem Publikum statt. Es war Bill McCaggs "Zielpublikum", sein Traumpublikum, denn die "Brücke" sollte nicht nur zu den Hörenden führen, sondern vor allem eine Verbindung zu seinen Schick- salsgenossen sein. Der Film bedeutete schließlich für ihn auch die Brücke zum Leben, ein Beispiel für das existentielle Wesen der Filmkunst. Die Premiere in Hamburg wurde für Prof. William McCagg zum letzten öffentlichen Auftritt seines Lebens.

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